Hanyecz wollte etwas beweisen und ging auf die Suche nach einem Pizza-Lieferdienst – in einem Bitcoin-Forum. Sein Wunsch: Eine Lieferung gegen die Zahlung von Bitcoin. Long story short: Hanyecz bekam zwei Pizzen und beglich die Rechnung mit 10.000 Bitcoin, zum damaligen Stand ca. 41 Dollar[2]. Seine Message an die Welt: „Ich möchte nur mitteilen, dass ich erfolgreich 10.000 Bitcoins gegen Pizza getauscht habe“[3]. Heutiger Gegenwert der Transaktion: die besagten 660 Millionen Dollar. Seither feiert die Krypto-Community jedes Jahr am 22. Mai den Bitcoin Pizza Day.
Heute kann man über die Geschichte von Laszlo Hanyecz schmunzeln. Denn nachher ist man immer schlauer. Wer hätte dem Bitcoin seither einen so kometenhaften Aufstieg vorhergesagt[4]? Einige Investoren wie zum Beispiel Cathie Wood glauben sogar, dass die Krypto-Leitwährung im Jahr 2030 bei einer Notierung von 3,8 Millionen Dollar stehen wird[5]. Laszlo Hanyecz war ein Pionier – wenn auch ein etwas unglücklicher. Denn Kryptowährungen haben seitdem viel erreicht. Sie können als Zahlungsmittel dienen, als Investment und zur Diversifikation im Depot. Was ist dran am Hype?
Krypto – das schnelle Geld?
Kryptowährungen im Allgemeinen und Bitcoin im Speziellen erlebten in den vergangenen 15 Jahre einen Hype. Wer 2011 10.000 Euro in Bitcoin investiert hätte, würde heute über 100 Millionen Euro verfügen. Im Durchschnitt ist der Kurs jährlich um etwa 109 Prozent gewachsen und hat sich damit pro Jahr mehr als verdoppelt. Auch im laufenden Jahr ging es weiter nach oben. Im März 2024 wurde mit 67.985,82 Euro ein neues Allzeithoch erreicht. Derzeit notiert der Kurs etwa zwölf Prozent darunter (64.276,37 Euro)[6]. Diese Entwicklung darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass es zwischenzeitlich zu empfindlichen Kursverlusten kam und immer wieder kommen kann. So fiel der Kurs vom damaligen Allzeithoch von 56.278,26 Euro im November 2021 innerhalb von nur etwa sieben Monaten auf 18.054,42 Euro Mitte Juni 2022[6]. Die Nerven, diesen Rückgang auszuhalten und dabei zu bleiben, haben nicht viele Anleger. Dennoch ist mit einer der Hauptantriebe für viele Deutsche die Aussicht, mit Bitcoin oder anderen Kryptowährungen schnell Geld verdienen zu können[7]. In einer repräsentativen Online-Umfrage von Splendid Research stimmt ein Drittel der befragten Personen dieser Aussage zu. Gleichzeitig geben zwei Drittel an, dass ihr „Mangel an Kenntnissen“ eine hohe Hürde für eine Investition in Krypto ist[7]. Auch nach 15 Jahren zeigt sich: Wer in Kryptos investiert, sollte sich informieren und muss mit einer hohen Schwankungsbreite und einem hohen Kursrisiko rechnen.
Bitcoin – Schutz gegen Inflation?
Eine Besonderheit von Bitcoin liegt in seiner Limitierung. Er ist auf 21 Millionen Coins begrenzt und damit verknappt. Im April waren etwa 19,7 Millionen von ihnen im Umlauf[8]. Häufig heißt es, die technische Begrenzung schütze Anlegerinnen und Anleger vor Inflation[9]. So wie es auch bei Gold der Fall ist. Speziell dieser Punkt sorgt immer wieder für kontroverse Diskussionen bei Bitcoin-Befürwortern und -Skeptikern. Aus der Perspektive der Wissenschaft gibt es bisher wenig Beweise dafür, dass Bitcoin tatsächlich wie Gold reagiert – also dass hohe Inflationsraten hohe Bitcoin-Notierungen nach sich ziehen. Die Datenlage ist noch zu dünn, der Bitcoin noch zu jung.
Allerdings führt die Europäische Zentralbank an, dass „(…) diese Kryptowährungen, auch wenn die Preise sehr volatil waren, ein besseres Wertaufbewahrungsmittel darstellen können als die Landeswährung von Ländern, in denen die Inflation hoch ist und der Wechselkurs zu Abwertungen neigt.“[10] Hierbei beziehen sich die Währungshüter auf Schwellen- und Entwicklungsländer. Wie hängt hingegen die Entwicklung von Bitcoin & Co. mit anderen Anlageklassen zusammen? Die DWS hat sich die historischen Daten genauer angeschaut und diese legen nahe, dass aufgrund der niedrigen Korrelation zu traditionellen Anlagen wie Aktien Kryptowährungen Diversifikations-Vorteile im Depot bieten können, obwohl die Volatilität sehr hoch ist. Eine kleine Allokation in Kryptowährungen könnte in breit aufgestellten Portfolien die Gesamtperformance verbessern[11].
Blockchain – Revolution in der Datenspeicherung?
Ein essentieller Aspekt der Entwicklungen rund um Kryptowährungen ist die zugrundeliegende Blockchain-Technologie. Man kann sie sich wie eine dezentrale Datenbank vorstellen, bei der Daten in einer Kette von Blöcken gespeichert werden. Dezentrale Netzwerke sind auf viele Rechner verteilt. Sie bilden ein verbundenes Netzwerk, in dem kein Einzelner unbeschränkte Macht ausübt. So kontrollieren die verschiedenen Netzwerkteilnehmer einander und es besteht kein Bedarf für eine zentrale Autorität. Jeder Block enthält einen eindeutigen Verweis auf den vorherigen Block, was eine unveränderliche und chronologische Abfolge gewährleistet. Jede Transaktion des Blockchain-Netzwerks wird in einem der Blöcke gespeichert. Eine nachträgliche Analyse ist stets möglich. Das macht die Blockchain-Technologie auch interessant für Anwendungen außerhalb der Finanzwelt. Mit ihrer Hilfe könnte sich der Austausch von Informationen vereinfachen lassen und Prozesse effizienter und sicherer gestaltet werden. So zum Beispiel im Lieferketten-Management beim sogenannten Track & Trace. Der Begriff steht für die Nachverfolgbarkeit von Produkten innerhalb einer Lieferkette. Teilnehmer, wie Zulieferer, Händler, Logstikunternehmen und Kunden haben stets Zugriff auf fälschungssichere Informationen. Der Zugriffsumfang kann auch eingeschränkt werden, sodass jeder Teilnehmer nur die Informationen erhalten kann, die für ihn bestimmt sind[12].
Zugang zu Krypto
Es gibt verschiedene Optionen, um Zugang zu Kryptowährungen zu bekommen. Zwei beliebte Arten sind Direktinvestitionen und Investitionen über Finanzinstrumente wie Kryptowährungs-ETCs. Die Unterschiede der beiden Optionen kann man hier nachlesen. Für ein direktes Investment in digitale Währungen über eine Kryptobörse benötigt man dort ein Konto. Kryptowährungen werden über „Wallets“[13] verwaltet, die nicht die Kryptowährung selbst speichern, sondern Zugangsrechte zu den Kryptowährungen. Die Zugangsrechte werden durch ein zusammengehöriges Paar von Public und Private Key[14] verwaltet. Mehr zu den Keys und der Verwahrung in ‚heißen‘ oder ‚kalten‘ Wallets kannst du hier erfahren. Ist das entsprechende Konto angelegt und mit konventionellem Geld aufgeladen kann man anfangen zu investieren.
Neben der direkten Investition in Kryptowährungen besteht die Möglichkeit, über Exchange Traded Commodities (ETCs) in die Digitalwährungen zu investieren. ETCs bilden die Kursentwicklung der zugrundeliegenden Coins ab und man kann an der Entwicklung von Kryptowährungen teilhaben, ohne diese direkt zu besitzen. Bei ETCs handelt es sich konkret um Wertpapiere – genauer gesagt Schuldverschreibungen – die durch die jeweiligen Kryptowährungen bei einem speziellen Verwahrer hinterlegt sein können. Man benötigt kein Wallet, es genügt das konventionelle Wertpapierdepot. Worauf Anlegerinnen und Anleger unbedingt achten sollten ist neben dem bereits erwähnten Kursrisiko bei Krypto-Investments im Allgemeinen das Emittentenrisiko bei Krypto-ETCs im Speziellen. Aufgrund ihres Charakters einer Schuldverschreibung zählen sie nicht wie ETFs zum Sondervermögen, die im Insolvenzfall des Emittenten geschützt sind. Manche ETC-Anbieter unterlegen ihre Produkte allerdings mit den jeweiligen Coins „physisch“ bei einem oder mehreren externen Kryptoverwahrern. Fällt der Emmittent aus, gehören die hinterlegten Coins den Anlegern.
Fazit
In wenigen Jahren haben sich Bitcoin, Ether & Co. weiterentwickelt. Um Kryptowährungen zu verstehen, muss man sie als komplettes System begreifen. Es geht nicht darum, schnelles Geld zu verdienen. Es geht um Unabhängigkeit, eine effiziente Technologie und eine interessante, aber sehr volatile Anlageklasse. Und man kann sogar Pizza damit bezahlen. Ob das eine gute Idee ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.