12. Juni 2024

Im Fußballfieber: Die EM der Börsenbarometer

Wird Deutschland Fußball-Europameister? Die deutsche Nationalelf gehört laut einer Umfrage des Fachmagazins kicker unter Bundesligaprofis[1] zumindest zu den EM-Favoriten. Deutschlands Vorrundengegner heißen Schottland, Ungarn und Schweiz. Die Gruppe A verspricht damit spannende Begegnungen. Aber wie würden die Dinge stehen, wenn das Spiel statt auf Rasen auf dem Börsenparkett ausgetragen würde?

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Apropos: Es handelt sich hierbei nicht um eine Investmentempfehlung, es geht rein um den Spaß an einer fiktiven EM. Denn beim Investieren sollte man nicht nur den Branchenmix und die Wertentwicklung betrachten, sondern es müssen mehrere Aspekte wie z.B. die Risikoeignung erwägt werden.

Der Auftakt: Deutschland - Schottland

Auf dem Spielfeld trifft Deutschland am 14.06. in München zunächst auf Schottland. Bedauerlicherweise gibt es keinen schottischen Aktienindex, weswegen wir für unser fiktives Spiel auf den britischen Leitindex FTSE 100[2] zurückgreifen. Wird das der vielbeschworene schwierige Auftaktgegner für die deutsche Mannschaft?

Zunächst einmal: Im ‚Team-Dax‘ sind 40 ‚Spieler‘ enthalten; der FTSE 100 verfügt – wie es der Name schon erahnen lässt – über 100 der größten an der Londoner Börse gelisteten Unternehmen[3] [4]. Das macht es mit Blick auf die Diversifikation im Branchenmix schwierig, da wenige Unternehmen im Dax bereits einen hohen Anteil ausmachen. Der Dax gerät hier schnell ins Hintertreffen. Allein um die 25 Prozent macht der Industriesektor aus. Finanzunternehmen kommen auf 20 Prozent, gefolgt von Technologiewerten auf Platz drei mit rund 17 Prozent. Zudem: Die Top-10-Positionen machen beim Dax mehr als 60 Prozent der Gesamtzusammensetzung aus – bei 40 Werten aber kaum verwunderlich.

Der FTSE 100 ist aufgrund der 2,5-fachen Menge an Werten ausbalancierter. Die schottische Mannschaft im Gewand Großbritanniens kann in diesem Punkt überzeugen. Die 10 größten Positionen machen anteilsmäßig weniger als die Hälfte des gesamten Index aus. Mit London als internationalem Finanzdrehkreuz überrascht auch der hohe Anteil an Finanzwerten mit rund 18 Prozent wenig. Hersteller von Basiskonsumgütern mit 15,6 Prozent und Unternehmen aus dem Gesundheitswesen mit 14,1 Prozent folgen auf den Plätzen zwei und drei. Technologiewerte kommen interessanterweise auf weniger als ein Prozent[4]. Zwischenstand nach der ersten Halbzeit: Schottland geht durch die ausbalanciertere Mischung 1:0 in Führung – bitter.

Kann Deutschland diesen Rückstand über eine bessere Leistung noch aufholen?[4] Auf Sicht von fünf Jahren konnte sich der Dax um etwa 17,5 Prozentpunkte besser entwickeln als der FTSE 100. Dabei lag das deutsche Leitbarometer mit Ausnahme der zweiten Jahreshälfte 2022 stets obenauf und konnte seit Herbst 2023 den FTSE 100 immer stärker in die Ecke drängen[5] [6]. Klare Sache: Deutschland schafft hier den Ausgleich zum 1:1 und nimmt einen verdienten Punkt mit. Jetzt muss in der zweiten Begegnung allerdings mehr als ein Unentschieden her.

Ein Klassiker: Deutschland – Ungarn

Am 19. Juni stehen sich Deutschland und Ungarn in der Stuttgarter Fußballarena gegenüber. Kann der Dax in unserem Spiel wiederholen, was der deutschen Elf 1954 mit dem Wunder von Bern gelungen ist: Ein Sieg gegen Ungarn?[7] Vorweg sei gesagt, dass wir uns auch an dieser Stelle eines breiter gefassten Index bedienen. Der MSCI Emerging Markets Eastern Europe (ex Russia) steht in der Folge stellvertretend für die Magyaren. Ungarn nimmt hier etwa 18 Prozent ein, Polen 72 Prozent, Tschechien verzeichnet einen Anteil von elf Prozent[8].

Insgesamt bringt es der MSCI Emerging Markets Eastern Europe auf 20 Indexmitglieder. Er verfügt damit über 20 Unternehmen weniger als der Dax und gerät durch die hohe Verklumpung ins Abseits. An erster Stelle stehen mit knapp 52 Prozent Konzerne aus dem Finanzbereich. Die zweitgrößte Branche ist mit großem Abstand und einem Anteil von 13,4 Prozent die Energieversorgung. Zyklische Konsumgüter sind mit 9,3 Prozent auf Platz drei vertreten[8]. Fazit: Keine Frage, der Dax schießt das Führungstor und überzeugt durch eine ausgewogenere Aufstellung im Gegensatz zum MSCI Emerging Markets Eastern Europe[9].

Wie gehts weiter in der zweiten Halbzeit? Mit Blick auf die Leistung setzt sich hier der Dax deutlich vom Gegner ab. Im 5-Jahres-Zeitraum kommt es zu einem Start-Ziel-Sieg, in welchem sich der Dax um 33,7 Prozentpunkten besser entwickelte als der MSCI Emerging Markets Eastern Europe​[5] [6]. Fazit: Das ist das entscheidende 2:0 und damit der wichtige Sieg für Deutschland im zweiten Spiel bei unserer Börsenbarometer EM. Im letzten Vorrundenspieltag trifft Deutschland nun auf die starken Schweizer.

Duell unter Nachbarn: Deutschland – Schweiz

Die Schweiz - kleines Land mit starker Wirtschaft. Nicht nur auf dem Rasen werden es die Eidgenossen am 23. Juni in Frankfurt dem deutschen Team schwer machen, auch im Index-Vergleich ist diese Begegnung hochspannend.

Das zeigt sich bereits bei der Zusammensetzung der beiden Indizes. Nicht nur verfügt die Schweiz über einen eigenen Index, zugleich ist auch die Anzahl ähnlich wie im Dax. Im MSCI Switzerland befinden sich 45 Unternehmen. Es dominieren Gesundheitsunternehmen und insgesamt kommt der Health Care-Bereich auf einen Anteil von mehr als 33 Prozent. Die Branche ist damit um etwa acht Prozentpunkte prominenter vertreten als die Top-Position „Industrie“ im Dax. Alleine ein großer Nahrungsmittelhersteller bringt es auf eine Gewichtung von 17,5 Prozent unter den Schweizer Einzelwerten. Fazit: Deutschland geht aufgrund der gleichmäßigeren Gewichtung mit 1:0 in Führung.

Bringt Deutschland die Führung über die Zeit? Es sieht danach aus. Denn der Dax entwickelte sich im Zeitraum der vergangenen fünf Jahre etwa 24 Prozentpunkte besser als der MSCI Switzerland. Dabei erholte sich der Dax-Chart ab Mitte 2022 und ließ fortan den Schweizer Index hinter sich[5]. Fazit: Deutschland gewinnt mit 2:0 und hat mit insgesamt zwei Siegen und einem Unentschieden das Weiterkommen in der Tasche – zumindest bei unserem Duell der Börsenbarometer.

Na, das ist in unserem fiktiven Vergleich ja gerade noch mal gut für das deutsche Team ausgegangen. Aber richten wir die Augen ab dem 14 Juni doch lieber aufs echte Spielfeld. Denn dann heißt es Daumen drücken, wenn die deutsche Fußball-Nationalelf auf dem Spielfeld steht, und hoffentlich ähnlich erfolgreich agiert wie in unserem Vergleich der Dax.

Wenn du Interesse an Länder-ETFs hast, gerne hier vorbeischauen

1. Bernreuther, D., 2024, Spieler-Umfrage: Deutschland ist Favorit auf den EM-Titel, abgerufen am 05.06.2024

2. Der FTSE 100 Index ist ein britischer Aktienindex. Die Abkürzung FTSE steht für Financial Times Stock Exchange (auf Deutsch: Financial Times Wertpapierbörse)

3. Xtrackers, 2024, Xtrackers Dax UCITS ETF, abgerufen am 05.06.2024

4. Xtrackers, 2024, Xtrackers FTSE 100 UCITS ETF, abgerufen am 05.06.2024

5. Alle Daten zur Wertentwicklung basieren auf extraETF.com (Chartingtool)

6. Wertentwicklungen in der Vergangenheit (simuliert oder tatsächlich realisiert) sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung.

7. Deutscher Fußball-Bund, o. J., abgerufen am 06.06.2024

8. MSCI, 2024, abgerufen am 05.06.2024

9. Nicht alle Strategien eignen sich für alle Investoren. Prognosen sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen, die sich als nicht zutreffend oder nicht korrekt herausstellen können.

Wichtige Hinweise

Es ist nicht möglich direkt in einen Index zu investieren. Alle Meinungsäußerungen geben die aktuelle Einschätzung wieder, die sich ohne vorherige Ankündigung ändern kann. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen oder Analysen, die sich als nicht zutreffend oder nicht korrekt herausstellen können. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.

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