Die DWS hat zwei neue thematische ETFs aufgelegt, mit denen Anleger gezielt breit in die Zukunftstechnologien Künstliche Intelligenz und Zukunft der Mobilität investieren können. Strategieentwickler Olivier Souliac erklärt, was es damit auf sich hat und warum er für die Auswahl der geeigneten Unternehmen auf Algorithmen zurückgreift.
Herr Souliac, die DWS hat im Februar zwei thematische ETFs auf die Zukunftstrends Künstliche Intelligenz und Zukunft der Mobilität aufgelegt. Wie kam es dazu?
Die Idee hinter den thematischen ETFs ist es, Anlegern rechtzeitig einen Zugang zu den wichtigen Trends unserer Zeit zu verschaffen. Wir leben ja in einer Ära enormer wirtschaftlicher Veränderungen. Neue Technologien und Ideen haben das Potenzial, binnen relativ kurzer Zeit ganze Branchen fundamental neu zu ordnen. Mit unseren neuen passiven Fonds für „Artificial Intelligence" und „Future Mobility" machen wir nun zwei der wichtigsten Trends für ein breites Publikum investierbar. Mit Hilfe der ETFs haben sie ab sofort die Möglichkeit, zu relativ geringen Kosten breit in diese Märkte zu investieren. Damit verringern sie das Risiko, bei der Auswahl von einzelnen, mit dem Thema bezogenen Titeln auf das falsche Pferd zu setzen.
Thematische Fonds gibt es ja schon lange. Warum haben Sie sich ausgerechnet die Themen künstliche Intelligenz und Mobilität der Zukunft ausgesucht?
Im Bereich des thematischen Investments wird zwischen sogenannten Makro- oder Mega-Trends und disruptiven Trends unterschieden. Zu den Makro-Trends zählen beispielsweise die Themen Infrastruktur, alternde Gesellschaft oder Wassernutzung. Zu allen diesen Themen gibt es bereits eine Menge guter aktiv gemanagter Fonds, auch bei der DWS. Allerdings werden uns diese Themen vermutlich die nächsten 10 bis 20 Jahre begleiten und eher eine langsame Veränderung und damit auch ein eher langsames Wachstum mit sich bringen. Disruptive Trends dagegen können die Wirtschaft mittelfristig stark verändern. Und wie der Name schon sagt, geht es dabei um Veränderungen, die die gesamte Wirtschaft beeinflussen. Die beiden neuen ETFs Xtrackers „Artificial Intelligence" und „Future Mobility" machen die Wachstumsstory hinter diesen beiden Trends für Anleger investierbar.
Was spricht für eine Investition in einzelne Themen?
Beim thematischen Investieren geht es ähnlich wie bei der Auswahl einzelner Aktientitel um den Glauben an eine Wachstumsgeschichte. Ähnlich wie ein Investor in die Aktie eines disruptiven Autokonzerns investiert, weil er an das Wachstum der Elektromobilität glaubt, ermöglichen die beiden thematischen ETFs die Investition in mehrere Unternehmen eines disruptiven Trends. Der Anleger hat dadurch die Chance, über eine Zusammenstellung mehrerer Aktien von Unternehmen, die alle auf unterschiedliche Weise in dem jeweiligen Thema engagiert sind, von der Wachstumsgeschichte zu profitieren. Zugleich braucht er sich nicht auf einzelne Titel festzulegen, sondern er kann sein Risiko breit streuen. Durch die Diversifikation im Fonds vermindert sich die Gefahr, bei der Auswahl von Einzeltiteln genau die Falschen zu erwischen.
Warum haben Sie sich denn ausgerechnet für die beiden Themen Künstliche Intelligenz und Mobilität der Zukunft entschieden?
Ganz einfach: Wir haben die Investoren gefragt, welche Wachstumsstory sie derzeit am ehesten überzeugt. Da waren die beiden Themen Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Mobilität führend. Diese Themen verfolgen wir hausintern auf der buy-side ebenfalls seit einiger Zeit. Viele Prognosen sagen beiden Bereichen für die nähere Zukunft enormes Wachstumspotential voraus. So wird Anwendungen von Künstlicher Intelligenz ein Ertragswachstum von 7,3 Milliarden Euro auf 89,8 Milliarden Euro bis 2025 prophezeit. Im Bereich der Mobilität prognostiziert die OECD einen Anstieg der globalen Produktion von Elektroautos von heute drei Millionen Autos auf 220 Millionen Autos bis ins Jahr 2030.
Geht es bei der Zukunft der Mobilität nur um das Thema Elektromobilität?
Nein, Elektromobilität ist nur ein Baustein von mehreren. Der andere große Baustein sind Unternehmen, die sich im Feld des Autonomen Fahrens bewegen. Dazu zählen beispielweise auch Themen wie die Entwicklung optischer Sensoren oder von 3D-Grafiken. Unternehmen, die Prozessoren zur Verarbeitung gesammelter Daten herstellen, spielen dagegen bei der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz eine große Rolle.
Disruptive Entwicklungen zeichnen sich ja gerade dadurch aus, dass sie die alten Strukturen beseitigen und oft neue Wettbewerber an die Stelle der bisherigen marktbeherrschenden Unternehmen treten. Wie stellen Sie sicher, dass Sie die richtigen Unternehmen finden?
In der Tat ist es eine Herausforderung, genau diejenigen Unternehmen zu identifizieren, die das Potenzial haben, die Trends von Morgen mitzubestimmen. Vor allem im Bereich der KI gibt es viele sehr kleine Unternehmen, die in den nächsten Jahren ein enormes Wachstum vor sich haben könnten. Das Problem ist aber, dass viele dieser Unternehmen nicht an der Börse gelistet sind. Damit sind sie für den ETF-Investor nicht investierbar. Unternehmen, die etwas größer sind, beschäftigen sich dagegen häufig nicht nur mit einem Thema, sondern sind in verschiedenen Bereichen unterwegs. Bei der Auswahl der Aktien für die Fonds setzen wir daher selber auch auf Künstliche Intelligenz. Unsere Indizes nutzen dafür einen Algorithmus, der die Patente von Unternehmen anhand vordefinierter Stichworte im Bereich Deep Learning, Big Data oder Elektrische Antriebe bewertet und gruppiert.
Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, welche Unternehmen in die Auswahl aufgenommen werden?
Wir suchen gezielt, die Unternehmen, die Vorreiter innerhalb der beiden Trends sind. Dazu haben wir für beide Fonds sogenannte Sub-Themen, also technologische Bereiche, definiert. Für den Fonds Künstliche Intelligenz werden Patente anhand von Bereichen wie Bilderkennung, Deep Learning, Spracherkennung, Big Data oder Cloud Computing durchsucht. Beim Fonds „Future Mobility" sind es dagegen Themen wie Autonome Fahrzeuge, Quantenoptik und Quanteninformation, 3D-Grafik, elektrische Fahrzeuge und elektrische Batterien.
Nun beschäftigen sich ja viele Unternehmen mit diesen Themen. Wie entscheiden Sie, ob ein Unternehmen zu den Vorreitern zählt?
Nehmen wir als Beispiel die beiden Unternehmen IBM und Dell. Beide Unternehmen sind im IT-Bereich tätig. Dell ist hauptsächlich (derzeit 89% der Unternehmenserträge) im Hardware-Computer-Bereich involviert, IBM hat einen Wandel unternommen und ist zu 89% in der Softwareentwicklung und im Consulting involviert. Man sieht sofort, dass Sektoren und Subsektoren nur teilweise Hinweise zu der Orientierung und Relevanz der beiden Unternehmen zum Thema Künstliche Intelligenz ergeben. Denn sowohl Software als auch Hardware sind beim Thema Künstliche Intelligenz relevant. Wie stark ein Unternehmen in verschiedene Technologien investiert, lässt sich aber nur schwer aus der Bilanz herauslesen. Durch den Einsatz von Patentanalysen haben wir einen klaren Wettbewerbsvorteil.
In einem ersten Schritt analysieren wir nämlich, wie viele Patente das Unternehmen im Vergleich zu anderen Unternehmen eingereicht hat. Also wie hoch der Beitrag des Unternehmens zur Weiterentwicklung innerhalb der Branche ist. In unserem Beispiel hält IBM einen deutlich höheren Anteil an Patenten, die die Künstliche Intelligenz vorantreiben, als Dell. In einem zweiten Schritt analysieren wir aber auch, wie hoch der Anteil der Patente im Vergleich mit anderen Patenten des gleichen Unternehmens ist. So beschäftigt sich IBM nicht nur mit Entwicklungen rund um KI, sondern ist auch im Bereich Deep Learning, Natural Language Processing, Big Data, Cybersecurity tätig sowie aber auch in Nanorobotics, Sonnenenergie oder Drohnen. Für die Auswahl ist entscheidend, wie viele Patente das Unternehmen im Bereich KI im Vergleich zum Beispiel zur Entwicklung von Sonnenenergie hält.
Über dieses zweistufige Verfahren können wir die Unternehmen identifizieren, die die Vorreiter ihrer Branche sind und deren Geschäftsmodell zu einem großen Teil auf den thematisch relevanten Technologien beruhen. In unserem Beispiel gehört IBM aktuell klar zum KI Thema, Dell aber nicht. So können wir in den Fonds tatsächlich die einzelnen Wachstumsgeschichten abbilden.
Spielt der Ertrag der Unternehmen also keine Rolle mehr?
Doch, natürlich. Genau das unterscheidet unsere ETFs übrigens von anderen bestehenden Angeboten am Markt. Wir kombinieren die vorrausschauende Auswahl besonders vielversprechender Unternehmen mit einer ertragsbasierten Auswahl. Dadurch stellen wir sicher, dass die Unternehmen nicht nur Vorreiter sind, sondern auch bereits Erfolge verbuchen konnten. Ist ein Unternehmen im Bereich Künstlicher Intelligenz einigermaßen aktiv, hat aber keinen fundamentalen Link zum Thema, berücksichtigen wir es nicht. . So kombinieren wir eine klassisch in die Vergangenheit gerichtete Analyse der Erträge mit einer in die Zukunft gerichteten Auswahl. Die ausgewählten Aktien werden dann im Fonds unabhängig von der Größe des Unternehmens gleich stark gewichtet.
Herr Souliac zum Abschluss bleibt die Frage, welche Rolle die ETFs in einer Multi-Asset-Strategie einnehmen können?
Thematische Fonds gehören sicherlich nicht zum Kern einer Multi-Asset-Strategie. Ähnlich wie Sektoren-Fonds haben sie vor allem taktische Bedeutung. Im Gegensatz zu Fonds, die auf Sektoren wie beispielsweise den Gesundheitssektor setzen, sind thematische Fonds vergleichsweise weniger abhängig von der Konjunktur. Denn mit thematischen Fonds setzen Anleger primär auf eine Wachstumsstory, die sich in einem schwachen Konjunkturumfeld vielleicht langsamer entwickeln, aber trotzdem zulegen dürfte. Die thematischen ETFs dienen damit zum einen der Diversifikation, und machen zum anderen Zukunftstrends über ein breites Aktienspektrum hinweg investierbar.
Chancen und Risiken von Exchange Traded Funds (ETFs)
- Der Fonds verfügt über keine Garantie, und Ihre Anlage ist dem Risiko eines Wertverlusts ausgesetzt. Der Wert Ihrer Anlage kann sowohl fallen als auch steigen.
- Der Fonds unterliegt einem Währungsrisiko. Devisenmärkte können sehr volatil sein. An Devisenmärkten können starke Kursschwankungen innerhalb sehr kurzer Zeiträume auftreten und dazu führen, dass in Bezug auf Ihre Anlage ein Verlust entsteht.
- Der Fonds weist einen Bezug zu wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern (auch bekannt als Schwellenländer) auf, die mit größeren Risiken als entwickelte Volkswirtschaften verbunden sind. Politische Unruhen und Konjunkturabschwünge können mit größerer Wahrscheinlichkeit eintreten und den Wert Ihrer Anlage beeinträchtigen.
- Der Wert einer Aktienanlage ist von einer Reihe von Faktoren abhängig, zu denen unter anderem Marktbedingungen, aktuelle Wirtschaftslage, Branche, geografische Region sowie politische Ereignisse gehören.
- Der Fonds konzentriert sich auf einen einzelnen bzw. eine geringe Anzahl an Wirtschaftszweig(en), Branche(n) oder Unternehmensart(en), und die Wertentwicklung spiegelt möglicherweise nicht die Kurssteigerungen breiterer Märkte wider.
- Der Fonds verfolgt eine regelbasierte Strategie, die vom Gesamtmarkt bzw. dem Ausgangs-Index abweicht. Ihre Anlage ist wahrscheinlich weniger stark diversifiziert, und es kann nicht garantiert werden, dass die „regelbasierte Strategie" des Index erreicht wird.